• BLOG
  • ABOUT
  • IIPM
  • MATERIAL
  • CONTACT
  • FEUILLETON
  • TICKER

“Breiviks Erklärung” einmalig in Zürich

breiviks_erklaerung


In Vorbereitung der “Zürcher Prozesse” wird am 30. April um 20.00 Uhr im Theater Neumarkt Zürich”Breiviks Erklärung” einmalig aufgeführt. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti und Kurt Imhof, Professor für Soziologie und Publizistikwissenschaft an der Universität Zürich. Zanetti und Imhof sind Teilnehmer an den “Zürcher Prozessen”.

BREIVIKS ERKLÄRUNG
Öffentlicher Filmdreh
Mit Sascha Ö. Soydan Konzept und Regie Milo Rau Recherche Tobias Rentzsch Ausstattung Anton Lukas Video Markus Tomsche Ton Jens Baudisch Produktionsleitung Mascha Euchner-Martinez

AUF DEM PODIUM
Claudio Zanetti, SVP-Kantonsrat und Jurist
Kurt Imhof, Professor für Soziologie und Publizistikwissenschaft an der Universität Zürich
Sascha Ö. Soydan, Schauspielerin und Performerin
Milo Rau, Regisseur und Leiter des IIPM – International Institute of Political Murder

>>> Karten hier

Written by admin | Posted on Apr 24, 2013 | Categories: BLOG, Uncategorized | No Comments

Rolf Bossart: Da chönt nach hine loos goh!

milit5

“Da chönt nach hine losgoh”: Kanonier beim Zünden der Lunte

 

Die Zürcher Prozesse sollen ein Panoptikum der Schweiz der letzten zwanzig Jahre zeigen. Von der EWR-Abstimmung über die Minarett Initiative bis heute. Zu diesem Zweck sind wir mit Dutzenden, ja eigentlich Hunderten von Leuten in Kontakt getreten und haben sie eingeladen, dabei zu sein. Und wie Milo Rau bereits zur Entstehungsgeschichte der Moskauer Prozesse zu Protokoll gegeben hat, gab es auch hier nebst vielen spontanen Zusagen viele Absagen, viele Zusagen, die zu Absagen wurden und viele Absagen, die zu Zusagen wurden. Aus den vielfältigsten Motiven möchte ich vor allem zwei signifikante und immer wiederkehrende herausgreifen.

Auffallend war, wie viele Leute davon überzeugt waren, dass sie in der Weltwoche an den Pranger kämen, sobald sie bei den Zürcher Prozessen mitmachten. Trotz unserer beschwichtigenden Worte mussten wir immer wieder feststellen: Diese Angst entsprang keiner wagen Befürchtung, sondern es war so etwas wie Gewissheit. Die einen hat dies wohl zur Absage bewogen, die anderen sagten trotzdem zu. Soviel zur emotionalen Besetzung des Themas bei den Protagonistinnen und Protagonisten.

Eine zweite Beobachtung. Es handelt sich dabei quasi um den Schweizer Klassiker unter den Reaktionen auf die Ankündigung eines Wagnisses: „Au pass uuf, da chönt nach hine loos goh.“ In verschiedensten Varianten wurde diese Angst vorgebracht, oft verbunden mit einer Erörterung, warum die Rechten bei solchen Sachen immer gewinnen.

Doch eigentlich ist diese permanente Angst, dass irgendetwas „nach hinten losgehen könnte“, ein grosses Rätsel. Es muss irgendwie mit der Söldnervergangenheit in diesem Land zu tun haben: Die Angst des Kanoniers beim Zünden der Lunte. Vielleicht liegt das Problem auch darin, dass bei vielen oft eine grosse Ignoranz herrscht gegenüber den Faszinationskräften, die die Leute an rechte Diskurse binden. Denn es geht nicht um Hirngespinste, sondern um reale Motive. Und angeboten werden reale Lösungen. Die meisten werden nicht verführt, sie entscheiden sich willentlich dazu, einer beispielsweise national-konservativen Position zu folgen.  Wer sie zurück gewinnen will, braucht nicht nur bessere Argumente, sondern den besseren Glauben oder das grössere Engagement. Das heisst, man braucht Konfrontation statt Ignoranz.

Wer Anfang Mai im Neumarkttheater gewinnt, ist zweitrangig. Im besten Fall kann man zwei Überzeugungen an der Arbeit sehen und erkennen, dass keine totzukriegen ist, weil beide eine reale Basis haben. Das bedeutet für diesen Prozess, dass es nicht um das Vertreten von Meinungen geht, sondern darum, die Meinungen in ihrer Entfaltung zu zeigen. Das wahre Drama, sagt Hegel, zeigt nicht die Durchsetzung einer guten Meinung gegen eine schlechte, sondern es zeigt zwei Standpunkte, die im Clinch liegen und sich gegenseitig nicht aufheben können. Interessant auf der Bühne ist dieser Kampf – und den kann der Rechtsstaat nur in den seltensten Fällen zeigen.

Written by admin | Posted on Apr 18, 2013 | Categories: BLOG, Uncategorized | No Comments

Rolf Bossart: Was ist eigentlich ein Liberalfaschist?

Zwei Liberalfaschisten

Zwei Liberalfaschisten bei der Arbeit: Katja Samuzewitsch (Pussy Riot) und Milo Rau (IIPM)

 

Wie man bei den “Moskauer Prozessen” – dem Vorgängerformat zu den “Zürcher Prozessen” – erfahren konnte, werden in Russland Leute, die auf westliche Bürgerrechte wie Pressefreiheit, Freiheit der Künste und Meinungsfreiheit pochen, allen Ernstes als Liberalfaschisten bezeichnet. Dies ist zwar in der historisch bestimmten Variante, wie Faschismus hierzulande gebraucht wird, total unlogisch, hat aber trotzdem eine Logik. Wenn Faschismus etwas zu tun hat mit der Diktatur der Mehrheit gegen eine Minderheit oder mit der biologisch legitimierten Rücksichtslosigkeit des Stärkeren gegen den Schwächeren, dann ist er universal verwendbar. Für den von allen Segnungen westlicher Kultur abgeschnittenen russischen Landbewohner, der sich innerhalb eines von Zerfall bedrohten Landes den bewährten Institutionen Staat und Kirche anvertraut, ist es beispielsweise plausibel, wenn das, was sein Land im „Grossen Vaterländischen Krieg“ bedrohte, der Faschismus, und das, was sein Land seit 1991 bedroht, der Liberalismus, irgendwie zusammen gehören.

Dass die Faschisten eher in ihren eigenen Reihen zu finden wären und die Liberalen in Russland eine unglaublich kleine Minderheit sind, spielt dabei keine Rolle. Denn Minderheit und Mehrheit sind, wie man weiss, keine numerischen Kategorien. Wer glaubt, sich wehren zu müssen, ist immer in der Minderheit. Minderheit sein ist daher eine ganz und gar objektive Kategorie genauso wie Schuld in den Schauprozessen unter Stalin. Die Angeklagten konnten sich noch so anstrengen, ihre subjektive Unschuld zu beweisen, sie waren in der herrschenden kommunistischen Unlogik immer schon schuldig. Genauso sinnlos ist es, den gefühlten Minderheiten beweisen zu wollen, dass sie eigentlich in der Mehrheit sind und sie es sind, die den Bär tanzen lassen. Denn wie im Schauprozess gerade die stichhaltigsten Beweise für die Unschuld des Angeklagten umso sicherer seine Beteiligung an der grossen Verschwörung bestätigten, so kann in der Logik der gefühlten Minderheit ja nur eine Mehrheit so mächtig sein, die Fakten so zu drehen, dass sie selber als verfolgte Minderheit erscheint. Dies erklärt einerseits, weshalb es mit dem so hochgelobten Minderheitenschutz in der Demokratie eine so vertrackte Sache ist; und andererseits wie es dazu kommen kann, dass beispielsweise eine einflussreiche Zeitung wie die “Weltwoche” sich als Minderheit in einem von ihr ausgerufenen linken Medienmainstream sieht und es sich gleichzeitig zur Aufgabe gemacht hat, andere Minderheiten zu dekonstruieren.

Und der Liberalfaschismus? Die Liberalen würden sagen: „Die Welt steht dir offen. Du hast genug Möglichkeiten, Mehrheiten zu schmieden und dich an Mehrheiten anzuschliessen. Aufklärung ist der Ausgang aus der selbstverschuldeten Minderheit.“ Die Faschisten würden sagen: „So ist eben die Welt, das sind die Fakten, die einen gewinnen und die anderen verlieren, keiner kann anders als er ist.“ Diejenigen aber, die Ersteres zu den Losern sagen und Letzteres für sich selber glauben, wären nach der universalen Logik Schewtschenkos die Liberalfaschisten.

Schewtschenko würde das wahrscheinlich kaum so sagen, dafür die westliche Liberalismuskritik. Nur die Logik ist dieselbe. Ist das nun ein Sieg für die “Weltwoche”?

Rolf Bossart, Publizist und Dozent, ist Berater des IIPM für u. a. die “Zürcher Prozesse”. Zum Begriff des Faschismus vgl. auch den Essay “Nachmittag eines Linksfaschisten”, zum Begriff des “Liberalfaschismus” speziell das Deutschlandfunk-Hörspiel “Russische Kulturkämpfe”.

Written by admin | Posted on Apr 6, 2013 | Categories: BLOG, Uncategorized | No Comments

FOLLOW US

  • Facebook
  • Twitter
  • IIPM
  • Feuilleton

INSTITUTE HOMEPAGE

ARTICLES

  • “Breiviks Erklärung” einmalig in Zürich
  • Rolf Bossart: Da chönt nach hine loos goh!
  • Rolf Bossart: Rassismus im Toggenburg
  • Rolf Bossart: Was ist eigentlich ein Liberalfaschist?
  • Rolf Bossart: Die Herrschaft der Fakten
  • Die Zürcher Prozesse
  • TICKER

ARCHIVE

  • April 2013
  • March 2013
  • February 2013
© 2013 die-zuercher-prozesse.ch. All Rights Reserved. Powered by Wordpress.